Internationaler Tag gegen Rassismus am 21. März 2020

1966 wurde der 21. März zum Internationale Tag gegen Rassismus erklärt. Auf den Tag genau sechs Jahre zuvor fand das „Massaker von Sharpeville” im Jahr 1960 in Südafrika statt. Während einer Demonstration gegen die Apartheidgesetze schossen Polizisten in die Menge und tötete 69 Menschen, weitere 180 Menschen wurden verletzt. Heute, am 21. März 2020, ist der 60ste Jahrestag des Massakers.

Vor einem Monat wurden 10 Menschen von einem Rassisten in Hanau ermordet, nur eine Stunde Fahrt von Marburg entfernt. Obwohl Rassismus in unterschiedlichen Gesellschaften verschiedene Formen annimmt, nimmt er doch täglich Leben. Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen aufgrund der Herkunft, der Sprache, der Nationalität, der Religionszugehörigkeit und der Kultur sind für uns Migrant*innen und BIPOC* Alltag.

Wir kamen als 8. Mai Streikbündnis zusammen, weil Hanau kein Einzelfall war und auch leider keiner bleiben wird. Unsere Gruppe spricht mehrere Sprachen, wir haben verschiedene Geschichten, und doch  teilen wir den Schmerz, die Wut und die Angst, wenn es um Rassismus geht. Die Menschen aus unsere Gruppe gehen unterschiedlichen Berufen nach, manche sind festangestellt, viele sind freiberuflich unterwegs. Wir sind Menschen unterschiedlicher Geschlechter und wir arbeiten meist in Bildungs- und Pflegeeinrichtungen. Unsere Arbeit ist gerade nun in Krisenzeiten des Coronavirus nötiger denn je, und doch sind wir zumeist prekär beschäftigt und unterbezahlt. Ohne die Arbeit von (Arbeits-)Migrant*innen und BIPOC*  würden große Teile der Versorgung der Gesellschaft nicht funktionieren, und doch: In den wenigen Räumen der Öffentlichkeit, die uns noch zur Verfügung stehen, werden uns und unseren Geschwistern, Kolleg*innen und Freund*innen, denen eine chinesische oder eine asiatische Herkunft unterstellt wird, rassistische Beleidigungen hinterher gerufen und körperliche Angriffe angedroht.

Rassismus kann und wird nicht nur am Internationalen Tag gegen Rassismus bekämpft, sondern jeden Tag! Das Coronavirus ist keine Ausrede für Rassismus!

Mit dem Ausbreiten des Coronavirus haben einzelne Regierungen der EU-Staaten Grenzkontrollen wieder eingeführt und die Ein- und Ausreisemöglichkeiten beschränkt. Doch was bei vielen EU-Bürger*innen einen Aufschrei hervorgebracht und eine Einschränkung der Rechte bedeutet, ist für unsere geflüchteten Mitmenschen alltägliche Realität. Noch immer sitzen hunderte Geflüchtete an der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei fest. Versuche, Grenzzäune niederzureißen führen regelmäßig zu Auseinandersetzungen mit der Polizei auf beiden Seiten der Grenze. Das Coronavirus wird damit zu einer weiteren Ausrede, die EU Grenzen „schützen” zu wollen und dicht zu halten.

Wir unterstützen heute unsere Freund*innen von der Seebrücke und rufen dazu auf, mit Transparenten, Stoff, Kerzen oder anderen Symbolen auf Rassismus und rassistische Gewalt aufmerksam zu machen! Nur, weil wir nicht auf die Straße gehen können, um unsere Größe zu zeigen, sind wir trotzdem viele! Lasst uns deutlich machen, dass wir Empathie und Mitgefühl mit denen hochhalten, die der Virus am härtesten trifft!